Die Würde des Menschen, vom Beginn bis zum Ende seines Lebens, ist grundgelegt in der Gewissheit, dass alle Menschen zu allen Zeiten und in allen Lebenssituationen Kinder und Ebenbilder Gottes sind. Denn, wie es auf den ersten Seiten der Genesis heißt: "Gott schuf den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis". Wenn man die Wortmeldungen Kardinal Königs studiert, dann wird dies als seine feste Überzeugung – bei unterschiedlichen Anlässen – immer wiederkehren – ob es sich um den Anfang, das Ende oder eine andere gewaltsame Bedrohung menschlichen Lebens handelte, wie zum Beispiel im Falle des Schicksals der Juden. Die Würde des Menschen tritt uns überall dort besonders klar und deutlich vor Augen, wo sie bedroht ist.
Die Würde des Menschen ist aber auch in seiner Freiheit begründet, die untrennbar verbunden ist mit seiner Verantwortung. Den nicht auflösbaren Zusammenhang zwischen "Freiheit und Verantwortung" und den daraus folgenden Konsequenzen immer wieder deutlich zu machen, war eines der Hauptanliegen von Kardinal König: "Freiheit schließt immer, für sich und andere, Verantwortung mit ein" – dieser Satz findet sich in seinen Wortmeldungen zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen des Menschen, so zum Beispiel auch auf dem weiten Feld der politischen Bildung. Jede ernst zu nehmende menschliche Entscheidung muss in Freiheit und Verantwortung getroffen werden.
Weil die Würde des Menschen jedem Einzelnen zu eigen ist, ohne Unterschied der Person, ist ihre Thematisierung und Handhabung sehr verletzlich. Die Kirche kann hier, so war der Kardinal überzeugt, immer nur mit großem Feingefühl, unterstützend, wegweisend tätig sein. Sie kann dem Menschen seine Entscheidung nicht abnehmen, die Last der Entscheidung wird immer bei ihm selbst liegen. Eben das macht seine Würde und Gottebenbildlichkeit aus. Den Menschen dorthin zu begleiten, zu führen, seine Freiheit in Verantwortung vor Gott zu gebrauchen, ist Aufgabe der Kirche. Dem Menschen Hilfestellung für seine Entscheidung zu geben, ihn dorthin zu führen, seine Freiheit in Verantwortung vor Gott zu leben, war für Kardinal König daher das oberste Gebot: denn nur in Freiheit, die Einsicht voraussetzt, wenn sie im Leben des Menschen wirklich nachhaltig zur Wirkung kommen soll, kann Verantwortung erkannt und gelebt werden; nur in Freiheit kann der Mensch auf dem ihm von Anbeginn an bestimmten Weg der Gottesebenbildlichkeit voranschreiten.