Das Konzil war - nach Kardinal Königs eigenen Worten - die hohe Zeit seines Priester- und Bischofslebens und ist für ihn fortan immer Grundlage seines Denkens und Handelns geblieben. Denn hier, das erkannte er klar, wurden die Weichen gestellt für die Zukunft der Kirche in einer sich rasch ändernden Welt.
In zahllosen Ansprachen, Predigten, Aufsätzen und Vorträgen hat Kardinal König in den darauf folgenden Jahrzehnten versucht, den Menschen das Konzil nahezubringen: Immer und immer wieder sprach er von den "unverzichtbaren und wegweisenden Impulsen" dieses Konzils für eine Kirche auf dem Weg in das dritte Jahrtausend.
Diese Impulse des Konzils machte er auch in seiner Diözese fruchtbar durch die Einberufung der Wiener Diözesansynode (1969-71). Diese, wie auch der 1973/74 abgehaltene gesamtösterreichische Synodale Vorgang (ÖSV) stellten die Weichen für eine "innere Erneuerung" der Kirche im Geiste des Konzils. Hier wurde auch das von Kardinal König nachdrücklich vertretene Prinzip der gemeinsamen Verantwortung von Klerus und Laien für das Leben und Wirken der Kirche deutlich.
Die heute mitunter laut werdende pessimistische Einstellung, die das Konzil zum großen Teil für die unleugbaren Probleme der nachkonziliaren Zeit verantwortlich machen will, hat Kardinal König nie geteilt. Er hat die Augen nicht verschlossen vor schwierigen Begleiterscheinungen, die so nicht vom Konzil gedacht waren. Aber er war trotzdem überzeugt, dass das Konzil gerade im rechten Moment das Instrumentarium vorbereitet und bereit gelegt hatte, um der Welt, wie sie sich eben jetzt zeigte, in rechter Weise begegnen zu können. Der Kardinal hat das Feuer der Begeisterung des Zeugen, der er ja war, nie erlöschen lassen. Immer wieder hat er versucht, die Gründe verständlich zu machen, die die Konzilsväter von damals bewegt hatten.
Und bis zum Ende seines Lebens leuchtete die positive Grundhaltung auf, die der Kardinal dem Konzil entgegenbrachte: Vertrauen in Gottes Führung und keine Spur von Ängstlichkeit.