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Antwort auf die Nöte der Zeit: Ansprache am Vorabend der Konzilseröffnung

04.05.2020

Rundfunk- und Fernsehansprache von Kardinal König am 10. Oktober 1962

Die Kirche ist eine göttliche Stiftung; in ihrer irdischen Gestalt ist sie verhaftet der Zeit und der Umwelt, beide beeinflussend und von beiden beeinflusst. In ihrer irdischen Gestalt ist die Kirche eine Institution, die ständig an sich arbeiten muss, die sich ständig reformieren muss, um der Zeit und der Umwelt in zweifacher Hinsicht zu begegnen: Den Ungeist abzuwehren, die positiven Kräfte aufzunehmen und das Wort Gottes in sie hineinzusprechen. Die Kirche kann zu den Menschen des 20. Jahrhunderts nicht so reden wie zu den Menschen des 10. Jahrhunderts, zu den Naturvölkern Afrikas nicht so wie zu den Menschen asiatischer Hochkulturen. Alle aber haben den Wunsch und das Recht, von der Kirche in ihrer Sprache angesprochen zu werden. Jede Zeit erwartet sich eine Antwort von der Kirche, Antwort auf ihre Sorgen, Nöte und Probleme, eine Antwort aber auch bei ihren Entdeckungen in der Naturwissenschaft und Technik, eine Antwort vor allem auf ihr Denken und Fühlen. Jede Zeit, auch die unsere, die ganz verstrickt in die vergänglichen Dinge dieser Welt und Gott fern zu sein scheint, ruht in Gottes Hand und ist sein Werk.

 

Vielleicht werden manche von Ihnen sagen, was geht mich dieses Konzil an. Was kann es mich interessieren, was dort geredet und beschlossen wird, ich habe andere Sorgen!

 

Aber Sie wissen doch alle, die Welt wird immer kleiner, nicht nur räumlich, auch geistig kann sich niemand mehr von seinen Mitmenschen abschließen und sagen, ihre Gedanken und Sorgen interessieren mich nicht. Wir sind heute alle in einem Boot, das Schicksal eines jeden von uns wird mitbestimmt, wenn die Kräfte des Hasses und des Unfriedens in der Welt stärker werden als die Gottes- und Nächstenliebe. Das Konzil möchte mithelfen, die Kräfte des Guten in der Welt zu stärken, möchte mithelfen, dass alle, die Christi Namen tragen und alle, die an Gott glauben, näher zusammenrücken, um dem Guten in der Welt zu dienen.

 

Darf ich Ihnen nochmals kurz sagen, um was es bei diesem Konzil geht. Sie haben vielleicht am Sonntag das Bischofswort von der Kanzel gehört oder davon in der Zeitung gelesen. Drei Ziele will sich dieses Konzil setzen. Es soll vorerst eine Besinnung der Kirche auf ihre Grundlagen und ihre Sendung sein. Mit dieser innerlichen Festigung der Kirche soll auch eine neue Basis für Gespräche mit getrennten Christen geschaffen werden. Dieses Konzil bedeutet weiters eine Konfrontation der Kirche mit der heutigen Welt. Die Forderungen aus dem Glauben sollen auf unsere Zeit und unser Leben angewandt werden. Schließlich soll das Konzil eine gewaltige Friedenskundgebung sein, eines Friedens, der bewaffnete Konflikte ausschließt, der aber auch im Herzen eines jeden Menschen seine Wurzel haben muss.

 

Das Konzil wird alles tun, um diesem Ziel näher zu kommen und alles vermeiden, was den Weg zu diesem Ziel erschweren könnte. Im Vordergrund des Konzils werden daher nicht neue Dogmen stehen oder feierliche Verurteilungen. Das seelsorgliche Anliegen wird dem Wunsch des Papstes entsprechend betont werden. Das Konzil wird auch keine Sensation bringen. Es wird sich daher empfehlen, all zu sensationelle Nachrichten vom Konzil mit Zurückhaltung aufzunehmen. Das Konzil wird weder den Zölibat in der lateinischen Kirche abschaffen, noch das christliche Sittengesetz billiger und das Christsein leichter machen. Es wird sich auch nicht mit örtlichen Problemen beschäftigen, wohl aber manche Glaubenswahrheiten schärfer fassen durch eine Konfrontierung mit dem wissenschaftlichen Weltbild der Gegenwart und eine Verankerung in demselben. Es wird den Völkern größere Aufmerksamkeit zuwenden und sich dadurch für den Frieden in der Welt einsetzen.

 

Vergesst vor allem eines nicht, die Entscheidungen des Konzils werden nur dann einen neuen Aufbruch für die Kirche bedeuten, wenn in euren Herzen auch die entsprechenden Entscheidungen fallen, wenn es als ein Appell verstanden wird, das Antlitz Christi im Alltagsleben mehr als bisher zum Leuchten zu bringen.

 

Und noch eines: Das Konzil wird kein Konzil der Kopfnicker sein, es wird klar, offen und vielleicht auch manchmal hart gesprochen werden. Es wird aber auch nicht zum Fenster hinausgeredet werden. Auch Besorgnisse, das Konzil würde sehr vom Apparat, das heißt, von den Beamten der Kurie, der kirchlichen Zentralverwaltung beherrscht und das Wollen der Bischöfe würde gegenüber der Routine des Apparates nicht durchdringen, sind, wie die Erfahrung der Konzilsvorbereitung zeigen, unbegründet. Die Bischöfe werden reden, wie es ihrer Verantwortung vor Gott und der Kirche entspricht. Die Bischöfe sind ja nicht, wie vielleicht manche meinen, eine Art vom Papst eingesetzte Kirchenbeamte, sie sind nach göttlichem und kirchlichem Recht, so wie der Papst, Nachfolger der Apostel und sind Gott unmittelbar für die Gläubigen ihres Kirchengebietes verantwortlich. Sie stehen zusammen in Treue zum Papst, den sie als Nachfolger des heiligen Petrus anerkennen. Die im Papst verkörperte Einheit der Kirche, deren dogmatische Fixierung durch das letzte Konzil vor 100 Jahren für viele Katholiken noch eine Gewissensnot bedeutete, ist heute auch von der Geschichte bestätigt. Einer Welt, die in jeder Beziehung zur Einheit drängt, hat die Kirche das Beispiel der Einheit schon lange gegeben.

 

Wichtiger noch als die unmittelbaren Ergebnisse des Konzils werden die Auswirkungen für die Zukunft sein, für die hier die Weichen gestellt werden. Wenn heute die Weltreligionen, so wie alle Völker, die die Religion hochhalten, angesichts des kämpferischen Atheismus näher zusammenrücken, so wird das Konzil solche Tendenzen stärken.

 

Die erste Sitzungsperiode des Konzils wird voraussichtlich bis Anfang Dezember dauern. In diese Zeit fallen in Österreich die Wahlen zum Nationalrat am 18. November. Wenn auch für die Konzilsteilnehmer strengste Anwesenheitspflicht in Rom besteht, so wird es mir doch möglich sein, am 18. November nach Österreich zu kommen, um durch die Teilnahme an der Wahl meiner staatsbürgerlichen Pflicht zu entsprechen. Die Demokratie, zu der wir uns alle bekennen, kann nur dann leben, wenn sie ausgeübt wird, das heißt, wenn die Staatsbürger von ihren demokratischen Rechten Gebrauch machen. Zu den vornehmsten dieser Rechte gehört das Wahlrecht. Gestatten Sie mir zum Schluss ein Wort zu diesen Wahlen. Es ist nicht Sache der Kirche, in den Wahlkampf einzugreifen. Wohl aber darf ich an die gemeinsame Verantwortung für das allgemeine Wohl unseres Vaterlandes erinnern. Was immer bei diesen Wahlen zur Entscheidung steht - und es soll in der Demokratie offene und klare Entscheidungen geben - wir müssen uns immer vor Augen halten, dass das, was uns alle verbindet, viel mehr ist, als das, was uns in Tagesfragen trennen kann. Die Aufgaben, vor denen Österreich steht, werden in Zukunft nicht kleiner, sondern größer sein. Sie können auch in der Zukunft wie in der Vergangenheit nur durch das Zusammenwirken aller politischen Kräfte dieses Landes gelöst werden. Diese Zusammenarbeit aber muss getragen werden von einem Geiste, der das Gemeinsame höher schätzt als das Trennende.

 


zitiert nach: Kardinal Dr. Franz König, Worte zur Zeit. Der Erzbischof von Wien zu aktuellen Fragen in Kirche, Staat und Gesellschaft, Wien: Kathpress, [1963] (= Kathpress-Dokumentation Heft 3) 58-61

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Rundfunk- und Fernsehansprache von Kardinal König am 10. Oktober 1962


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