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Das Zweite Vatikanische Konzil und seine Impulse I.

Konzils-Erinnerungen von Kardinal König - zitiert nach: Franz Kardinal König, Meine Lebensstationen. Erinnerungen und Vermächtnis, Tyrolia, 2005, S. 43-53

Das Weltereignis des Konzils

 

Vor fast vier Jahrzehnten ist das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) zu Ende gegangen. Heute gibt es einerseits Befürworter, ja stürmische Befürworter des Konzils, auf der anderen Seite gibt es aber auch Kritiker und Zweifelnde, die fragen, ob das Konzil nicht zu viel Unruhe in die Kirche Gottes auch in unserem Lande gebracht habe. Ich bin der Meinung, dass wir verstehen müssen, dass manche durch das Konzil in Unsicherheit und Unruhe geraten sind. Ich selbst bin allerdings durch das Konzil als Geistlicher und als Bischof entscheidend geprägt worden. Denn es war wirklich ein Weltereignis und ein großes Kirchenereignis, ja sogar mehr als das. Die Konzilsväter - über 2000 Bischöfe mit ihren Theologen im Hintergrund - haben nach einer sehr ausführlichen Diskussion die einzelnen Teile der Konzilstexte abgeändert, erneut besprochen und schließlich in einer Gesamtabstimmung angenommen und dadurch erklärt: Das ist jetzt ein offizielles Konzilsdokument.

 

Erwartung und Staunen

 

Das Zweite Vatikanum war das 21. Ökumenische Konzil der katholischen Kirche. Als Teilnehmer am Konzil ist mir der 11. Oktober 1962 unvergesslich in Erinnerung geblieben. Es war der offizielle Eröffnungstag. Wir waren im sogenannten Cortile di San Damaso, einem bekannten historischen Hof, wo sich die Bischöfe sammelten. Als damals relativ junger Bischof war ich von dem Anblick überrascht: So viele Bischöfe gibt es. Und die hatten alle die bischöfliche Mitra auf dem Kopfe. Und es gab alle möglichen Sprachen und die verschiedensten Nationen, es gab Schwarze und Braune und Weiße. Und es war ja noch keiner der Teilnehmer je bei einem Konzil dabei gewesen. Ich war sehr neugierig: Wie wird denn das jetzt gehen? Was kann man sich erwarten?

 

Wir sind also über diese breite Steige hinunter nach St. Peter gegangen und sind dann zum Eröffnungsfestakt in die Peterskirche eingezogen. Damals war es noch üblich, dass der Papst auf der Tragbahre herumgetragen wurde. Johannes XXIII. ist dann beim Portal von St. Peter zu Fuß heruntergestiegen, er trug nur eine einfache bischöfliche Mitra und marschierte mit uns durch die Peterskirche nach vorne hin zum Petrusgrab. Dort nahm er dann Platz.

 

Die ganze, große Basilika von St. Peter war links und rechts mit Sitzplätzen aufgebaut. Es war wie in einem großen Zirkus. Das war für uns etwas ganz Neues, so hatte noch keiner St. Peter gesehen.

 

Glanz und Last des Konzils

 

Die Eröffnungsrede Johannes' XXIII. machte großen Eindruck auf die Weltöffentlichkeit, insbesondere wie er davon gesprochen hat, dass man nicht nur die Vergangenheit beschwören dürfe. Die Konzilsväter, so ermutigte er uns, sollten voller Gottvertrauen in die Zukunft schauen. Nicht Unglücksprophet zu sein, sondern positiv Position einzunehmen und zu ermutigen, dafür stand Johannes XXIII.

 

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich nach dem Tode Pius' XXII. die Nachricht vernahm: Der neue Papst ist ein alter Herr, er war Nuntius in Paris und hat sich den Namen Johannes XXIII. genommen. (Bis dahin trugen die großen Päpste stets den Namen Pius.) Das ist eben so ein Übergangspapst. In ein paar Jahren kommt dann der eigentliche Nachfolger des großen Pius XII., wie wir ihn damals als junge Menschen sahen. Doch aus diesem "Übergangspapst" entstand jener Paukenschlag, mit dem das Konzil begann.

 

Das Konzil erzeugte in der Tat eine zuversichtliche Stimmung und dadurch drang es auch über die Reihen der katholischen Kirche hinaus. Manche Dokumente oder Themen erweckten weltweites Interesse bei den Christen, etwa die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Kirche und den Juden. Daneben gab es natürlich eine Reihe eher kircheninterner Themen.

 

Zu den schwierigen Themen zählte etwa die Frage der Religionsfreiheit oder auch das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Es gab gespannte Situationen, Auseinandersetzungen, auch Vorschläge, das Thema wieder abzusetzen, das sei zu diffizil, zu schwierig: "Legen wir das Thema doch wieder zurück!" Wenn man sich so die beiden Päpste des Konzils nochmals vor Augen führt - Johannes XXIII. und Paul VI. -, dann würde ich heute sagen: Der Glanz des Konzils, der Mut, es einzuberufen - das ist mit Johannes XXIII. verbunden. Denn viele haben damals gesagt, und dazu gehörte auch ich: "Kann man es in der heutigen Weltsituation noch wagen, ein Weltkonzil einzuberufen?"

 

Die Last des Konzils freilich, denn es wurde zu einer großen Last für den, der die letzte Verantwortung zu tragen hatte, das blieb dann freilich Paul VI. Schon im ersten Konzilsjahr starb Johannes XXIII. im Sommer 1963. Paul VI. schätzte und verehrte ich persönlich sehr. Aber er hat unter dem Konzil gelitten. Er hatte ja bereits vor dem Konzil an einer internationalen Vorbereitungskommission teilgenommen. Das war damals so noch die Tradition: Wie es immer gemacht worden war, so sollte es auch jetzt geschehen. An die 60 Entwürfe wurden erstellt, um die Konzilsväter auf die Themen einzustimmen. Man dachte: Die brauchen unsere Hilfe, denen müssen wir fertige Texte liefern, die das Thema skizzieren. Doch in den ersten Tagen kam es schon zu einem Eklat: Der Kölner Kardinal Frings und ein französischer Bischof aus Lille gaben eine Erklärung ab: Das Konzil sei selbstständig. Die Konzilsväter ließen sich daher nicht von irgendwelchen Kommissionen vorschreiben, welche Themen besprochen werden sollten. Das würden sie schon selber machen!

 

Ein Konzilstag

 

Das Konzil tagte im Petersdom. Die Konzilsväter waren in einer langen Reihe versammelt und saßen bis ganz nach vorne hin auf ihren Plätzen. In der Mitte befand sich ein kleiner Tisch und auf diesem lag die Heilige Schrift, gleichsam der Mittelpunkt des Konzils und der kirchlichen Tradition. Jede Sitzung begann mit einem Gottesdienst, und zwar in den verschiedenen Riten der katholischen Kirche.

 

Wir Europäer mussten zu unserer Überraschung erst lernen, dass es etwa im Libanon, in Syrien, in Indien und bis nach Äthiopien eine ganze Reihe katholischer Ostkirchengemeinschaften gab, die eine lange Tradition haben, die bis in die ersten Jahrhunderte zurückgeht, und die über eine eigene liturgische Sprache und einen eigenen Ritus verfügen. Wie ich das gesehen habe, da habe ich die Augen und Ohren aufgemacht. So langsam habe ich gespürt: Die Kirche ist nicht nur eine lateinische, römische, europäische Kirche, sondern sie geht viel weiter. Ich werde nie vergessen, wie ein Vertreter einer Ostkirche im Libanon zu mir sagte: "Ihr Lateiner, ihr glaubt immer, nur ihr seid die katholische Kirche. Aber wir sind auch da!"

 

Nach der heiligen Messe gab der Generalsekretär in lateinischer Sprache die Tagesordnung bekannt. Das war der einzige Mann, der wirklich gut Latein sprach. Zu Beginn des Konzils gab es ja die Frage: In welcher Sprache soll das Konzil eigentlich stattfinden? Die Antwort lautete: Auf Latein. Denn früher wurden die Konzilien ja auch auf Lateinisch abgehalten. Da hat man sogar begonnen, Theologiestudenten und Priester, die in Rom studierten, darauf vorzubereiten, dass sie mit einer lateinischen Stenografie die Diskussionen und Texte mitverfolgen konnten. Aber nach ganz kurzer Zeit waren diese Ideen vom Tisch. Da wurden die Weltsprachen als Konzilssprachen verwendet und Dolmetscherkabinen eingerichtet. Das Schwierige war allerdings, geeignete Dolmetscher zu finden. Denn die theologische Begriffswelt ist ja nicht für jeden leicht zu handhaben, selbst wenn er ein hervorragender Dolmetscher ist. Daher suchte man Geistliche oder Theologen, die dolmetschen konnten. Das war zwar nicht immer ganz leicht, aber es funktionierte. Jeder erhielt sieben Minuten Redezeit von seinem Platz aus. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ein römischer Kardinal sich gedacht hat: "Na, ich werde schon sehen, wie lange ich spreche." Und er hat also ruhig weitergeredet. Aber dann kam vom Vorsitzenden der Ruf: "Satis (genug)." Und da wurde das Mikrofon abgeschaltet. Sonst wäre dieses große Konzil gar nicht zu bewältigen gewesen. Aber es ist dabei auch immer wieder mit Humor zugegangen.

 

Von großer Wichtigkeit war, dass Johannes XXIII. nichtkatholische Christen als Beobachter eingeladen hatte. Die saßen ganz vorne. Sie hatten zwar nicht das Recht, mitzudiskutieren - aber in allen sonstigen Begegnungen und Gesprächskreisen hatten sie die Möglichkeit, ihre Meinung zu sagen. Dadurch sind wertvolle Beiträge und sehr interessante Gespräche entstanden.

 

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Konzils-Erinnerungen von Kardinal König - zitiert nach: Franz Kardinal König, Meine Lebensstationen. Erinnerungen und Vermächtnis, Tyrolia, 2005, S. 43-53


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