"Österreich kann stolz sein auf Kardinal König"
Altbundespräsident Fischer und ACUS-Vorstandsmitglied Glanz referierten bei Wiener "Kardinal König Lectures" über persönliche Erfahrungen mit dem 2004 verstorbenen Wiener Erzbischof
Geplant war ein Gesprächsnachmittag über Kardinal Franz König (1905-2004) und den von ihm auf allen Ebenen forcierten Dialog mit den verschiedenen Weltanschauungen - geworden ist es ein äußerst kurzweiliger und von persönlichen Erinnerungen und Wertschätzung geprägter Austausch über den großen Kardinal. Besondere Einblicke in eine langjährige Freundschaft und Verbundenheit gewährten bei den diesjährigen Wiener "Kardinal König Lectures", die heuer zum zehnten Mal stattfanden, Altbundespräsident Heinz Fischer sowie Michael Glanz, Mitglied des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialismus (ACUS). Beide verwiesen darüber hinaus auf die Schnittmengen und die wechselvolle Geschichte von katholischer Kirche und Sozialdemokratie in Österreich.
Immer wieder werde er auf Kardinal König angesprochen - zuletzt vor wenigen Tagen im Rahmen einer Begegnung in Berlin mit anderen früheren Spitzenpolitikern, berichtete Fischer. "Man merkt dann: Österreich kann stolz sein auf Kardinal König." Er selber hatte den Kardinal im Zusammenhang mit Bruno Kreiskys (1911-1990) erklärten Ziel, die Gräben zwischen Kirche und Staat zu überwinden, als Dialogpartner kennen und schätzen gelernt. "Kreisky fand in König einen kongenialen Partner" - getrübt wurde dieses Verhältnis indes durch die sogenannte Fristenlösung, die Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen, die 1974 gesetzlich neu geregelt wurde. Auch da sei es Kreisky bis zuletzt wichtig gewesen, "es dem Kardinal nicht so schwer zu machen" und nicht wieder neue Gräben aufzureißen, so Fischer.
Auch persönlich sei er Kardinal König über viele Jahre eng verbunden gewesen - dies reichte von gemeinsamen Abendessen im Familienkreis bis hin zu gemeinsamen Ausflügen und Wanderungen auf der Hohen Wand. Bis heute trage eine Route dort innerhalb der Familie Fischer den (inoffiziellen) Namen "Kardinal König Weg". Auch war er es, der im Rahmen eines Besuches Jassir Arafats in Wien auf dessen Wunsch hin ein Treffen mit Kardinal König arrangierte. Arafat habe sich so beeindruckt von König gezeigt, dass er ihm eine besondere Krippe schenkte, die heute im Kardinal König-Archiv im Erzbischöflichen Palais aufbewahrt wird.
Der Wiener Bezirksrat und Seniorenbeauftragte Michael Glanz zeigte anhand seiner eigenen Biografie auf, wie eine katholische Sozialisation und sozialdemokratische Überzeugungen Hand in Hand gegen können. Als aktiver Katholik und Pfarrgemeinderat und zugleich SPÖ-Funktionär werde er immer wieder auf diese Spannung angesprochen, die er selber gar nicht als solche empfinde: Beiden - der Sozialdemokratie wie der Kirche - gehe es darum, die Verhältnisse der Ärmsten und die Lebensumstände der Menschen insgesamt zu verbessern. Darin bestehe der Brückenschlag.
Eröffnet wurden die heurigen "Kardinal König Lectures", die von der Arbeitsgemeinschaft katholischer ReligionsprofessiorInnen veranstaltet werden, von der Leiterin des Kardinal König-Archivs und langjährigen König-Büroleiterin Annemarie Fenzl. Dabei betonte Fenzl, wie wichtig Kardinal König zeitlebens die Pflege eines aufrichtigen und offenen Dialogs nicht nur mit den anderen Religionen, sondern mit allen Weltanschauungen und eben auch mit der Politik gewesen sei. Aus diesem Antrieb heraus, der seine "gemeinsame Basis im Menschsein aller" hatte, habe König auch den Dialog mit der Sozialdemokratie gesucht und gepflegt und so dazu beigetragen, dass Gräben überwunden wurden, so Fenzl.
Quelle: Kathpress