Bischof Schwarz segnet Kardinal-König-Gedenkstätte in Rabenstein
Am 27. August 2022 hat der St. Pöltener Bischof Alois Schwarz in Rabenstein an der Pielach die Gedenkstätte für den 2004 verstorbenen Franz König gesegnet. Der klug gestaltete und reich ausgestatte Gedenkraum nimmt das großzügige Erdgeschoß eines neben der Pfarrkirche von Rabenstein liegenden Hauses ein.
Der Segensfeier voraus ging eine Messe in der Kirche, die von Diözesanbischof Alois Schwarz geleitet wurde. Bischof Schwarz erinnerte in seiner Predigt daran, dass es beinahe auf den Tag 70 Jahre her sei, dass Franz König die Bischofsweihe empfangen hatte, und er bekannte, dass ihn die Gestalt Königs sehr geprägt habe, beginnend bei dem Punkt, dass er ohne König wohl nicht den geistlichen Lebensweg eingeschlagen hätte. Franz König sei von Bescheidenheit, innerer Weisheit und großem Denken gekennzeichnet gewesen. Wer vorausdenkt, der führe; so sah Schwarz das Talent des Kardinals zur kirchlichen Leitung begründet. Dabei habe König auch immer selber das gelebt, wovon er andere zu überzeugen suchte.
Predigt von Bischof Alois Schwarz zum Nachhören
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Dem Sprechen des Kardinals sei stets ein langes Zuhören vorausgegangen, erinnerte sich der St. Pöltner Oberhirte, ein "Einhören in den Anderen". Den späteren Kardinal habe eine Gottesbeziehung gehalten, die er während seiner seit Kindheit im Pielachtal mitbekommen habe. Dieser Glaube habe ihn ein Leben lang getragen. In seinem Arbeitszimmer bewahre er ein Foto, das König still im Gebet versunken in einer Kirche zeige; und er selber, Schwarz, rufe Kardinal Franz König als Fürsprecher im Himmel an. "Ich denke, das dürfen Sie auch", sagte er an die anwesenden Gläubigen gerichtet. Der bei der Messe mitfeiernden ehemaligen Sekretärin des Kardinals, Annemarie Fenzl, sprach Schwarz Dank aus für die Dienste, die sie Kardinal König langjährig geleistet hatte und Wertschätzung für die Menschlichkeit, die sie im Umgang mit dem emeritierten Erzbischof von Wien an den Tag gelegt habe. Fenzls Natürlichkeit im Umgang mit dem Kirchenmann habe wohl auch einen Teil dazu geleistet, dass König sein hohes Alter erreichen habe können.
Nach Begrüßungsworten von Pfarrer Leonhard Obex und dem stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates, Erich Seidl, führte Annemarie Fenzl als Leiterin des Kardinal König-Archivs und zugleich Obmann-Stellvertreterin des Vereins „Kardinal König – Glaube und Heimat im Pielachtal“ bei der Feierstunde im neuen Kardinal König-Gedenkraum das Werden dieser Stätte auf die seit 2008 im Pielachtal gepflogenen "Kardinal König-Gespräche" zurück, bei denen bis zu ihrem vorläufigen Ende durch die Pandemie Menschen aus der Umgebung über unterschiedlichste Themen miteinander ins Gespräch kamen.
Im Zuge dieser Veranstaltungen habe sich der Verein "Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal" konstituiert. Das Haus, in dem der Gedenkraum untergebracht ist, wurde seinerzeit von der Sparkasse gebaut und verwendet und konnte mit Unterstützung der Gemeinde und der Pfarre vom KK-Verein erworben und vor einigen Jahren in das Eigentum der Pfarre übergeben werden.
Das Gebäude erhalte durch die Benennung "Haus auf festem Grund" ein Programm, welches nach einem Bild aus dem Matthäusevangelium formuliert sei. Kardinal König habe dieses Gleichnis gern verwendet. In einer Zeit, in der Krieg, Pandemie und Klimawandel vieles aus dem Gleichgewicht brächten, könne dieser Name die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit eines festen Lebensfundamentes lenken.
Für die jetzige Zeit eines rauer werdenden Umgangs der Menschen miteinander schlug Fenzl, nunmehrige Leiterin des Kardinal König-Archivs der Erzdiözese Wien, ein vergleichsweise einfaches Wundermittel vor, welches der Kardinal praktiziert habe: Wertschätzung. Er habe diese im Umgang mit allen verinnerlicht, es entsprach zutiefst seinem Wesen. Dieses Lebensrezept Kardinal Königs sei, so Fenzl, für alle nachvollziehbar und werde sich auch in Zukunft bewähren. Die neue Gedenkstätte könne – wie die benachbarte Taufkirche Königs – helfen, dass "der Bau unseres Lebenshauses gelingen kann". In diesem Gedenkraum dargestellte Gedanken Königs seien eine Einladung, sich eine kurze Auszeit vom Alltagsstress zu gönnen, miteinander zu reden, aufeinander zu hören und gemeinsam Wertschätzung einzuüben.
Ansprache von Dr. Annemarie Fenzl: "Gedanken zu Kardinal König und zu uns – im Jahr 2022" |
Wer hätte sich vor drei Jahren gedacht, wie es uns heute geht? Damals war unsere Welt, auch hier im Pielachtal, vordergründig noch in Ordnung. Da war der Klimawandel zwar schon ein Thema, das aber, wenn wir ehrlich sind, allgemein nicht so wirklich ernst genommen wurde. Da war Krieg etwas, das man aus sicherer Entfernung mit kleinerer oder größerer Sorge verfolgen konnte. Und bei dem Wort Pandemie dachten viele, auch ich, abgesehen von der Pest, die aber im Mittelalter verortet war, zunächst an bekannte Influenzapandemien der neueren Zeit, wie die Spanische 1918-1920 (mit 20 bis 50 Mio. Toten), die Asiatische 1957-58 (mit 1-4 Mio Toten), die Hongkong Grippe 1968 (mit 1-4 Mio Toten). Und seit zwei Jahren hat Corona (oder Covid) jetzt uns selbst im Griff. Wir spüren, dass plötzlich vieles mit dem Gleichgewicht unserer Welt nicht mehr stimmt.
Unsere Welt wird wahrscheinlich nie mehr dieselbe sein. Was macht das mit uns allen? Wir fragen uns, was ist eigentlich geschehen und was kann man, wenn überhaupt, wirksam dagegen tun? Immer mehr selbstkritische Stimmen werden laut, die aber allesamt keine wirkliche und vor allem schnelle Lösung anbieten können. Was tun gegen das Gefühl der Angst und Hilflosigkeit, das uns alle zunehmend in verschiedener Hinsicht verletzlich macht? Fragen stehen im Raum und lassen sich nicht mehr einfach überhören. Was uns allen Not tut in einer Zeit, da alles unsicher und unberechenbarer zu werden scheint, ist Ruhe, innere Kraft und Zuversicht und Solidarität, altmodisch ausgedrückt, Hilfsbereitschaft, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Güte.
Und hier kommt unser neuer Gedenkraum, der heute von Bischof Alois gesegnet werden soll die „Kardinal König-Gedenkstätte“– als Angebot an alle, die davon Gebrauch machen wollen – ins Spiel. Es ist ein verhältnismäßig kleiner, stiller Raum, der einfach von dem „großen Sohn der Heimat“ erzählt. Er liegt gleich zu ebener Erde neben der Taufkirche Franz Königs und er hat eine längere Vorgeschichte. Er ist verbunden mit den Kardinal König-Gesprächen, die ab dem Jahr 2008 alljährlich am letzten Wochenende im August Menschen aus der Umgebung miteinander ins Gespräch über unterschiedlichste Themen zusammenbrachten. Die Pandemie hat diesen Gesprächen im Jahr 2020 ein vorläufiges Ende gesetzt. Vielleicht erinnern sich manche noch: Bei letzten Gespräch 2019 in Kirchberg kam der blinde Extrembergsteiger Andy Holzer eindrucksvoll zu Wort.
Im Zuge dieser Gespräche hatte sich der Verein „Glaube und Heimat im Pielachtal“ konstituiert, um die verschiedenen Initiativen, die nach und nach laut wurden, zu bündeln. Durch eine glückliche Fügung konnte dann mit großzügiger Unterstützung der Gemeinde Rabenstein ein Haus im Zentrum des Ortes ausfindig gemacht werden, in welchem früher die Sparkasse und die örtliche Polizeistelle untergebracht waren. Das Haus liegt, wie bekannt, unmittelbar benachbart der gotischen Pfarrkirche, die dem hl. Laurentius geweiht ist und in welcher am 5. August 1905 ein 2 Tage alter Bub namens Franz, der erste Sohn der Familie König aus Warth, das Sakrament der Taufe empfangen hat. Er sollte in seinem späteren Leben nicht nur die österreichische, sondern auch die Weltkirche entscheidend mitgestalten.
Hier ist auch der Ort, um dem Stift Göttweig zu danken, das in vielfältiger Weise seine hilfreiche Hand über unser Vorhaben gehalten hat – und hoffentlich auch weiter halten wird. Und dabei denken wir – um es klar auszudrücken - nicht primär an Geld. Aber die Pfarre Rabenstein gehört als Stiftspfarre zum Benediktinerstift Göttweig und das ist ein in vielerlei, vor allem auch spiritueller Hinsicht, beruhigender Gedanke!
Das Haus selbst trägt – inmitten einer unruhigen Welt und Zeit, in der Meinungen und Ideen mit unterschiedlichem und sehr oft nicht kontrollierbarem Wahrheitsgehalt aufeinanderprallen und zunehmend Menschen irritieren und verunsichern, – den Namen „Haus auf festem Grund“. Und dieser Name soll Programm sein. Er leitet sich ab von jener Bibelstelle aus der Bergpredigt Jesu, wie sie uns Matthäus überliefert hat (Mt 7, 24 – 29), die von dem klugen Mann erzählt, „der sein Haus auf Felsen baute. Und als ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobte und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein, denn es war auf Fels gebaut.“ Kardinal König hat dieses Bild gerne bei seinen zahlreichen Trauungsansprachen benutzt – das Haus der Ehe, das ja auch oft Stürmen trotzen muss – fast immer bei Trauungsansprachen verwendet. Man kann es aber durchaus auch in einem anderen Sinn verwenden. Es ist ein Begriff, der aber gerade in unserer Zeit die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit eines festen Lebensfundamentes lenken will. Wir müssen wissen, auf welchem Grund wir stehen.
In den letzten 10 Jahren hat sich, rein äußerlich betrachtet, hier, in dem Haus neben der Taufkirche nicht viel getan. Viele Überlegungen waren notwendig. Wie plant man ein solches Fundament? Worum soll es in diesem Haus gehen? Manche von Ihnen haben es bemerkt und sich vielleicht gewundert. Aber wir waren nicht untätig.
In Zeiten wachsender sozialer Kälte, wo auch der Umgang der Menschen miteinander rauer geworden ist, gibt es ein vergleichsweise einfaches Wundermittel – es heißt Wertschätzung! Wohlwollen, eine positive Grundeinstellung, Geduld und Aufmerksamkeit! Einer, der das ganz verinnerlicht hat, weil es einfach seinem Wesen entsprach, war Kardinal König, der am 13. März 2004 im 99. Lebensjahr in Wien verstorben ist. Er hat es uns vorgelebt. Er konnte mit allen Menschen, bildlich gesprochen, in ihrer Sprache sprechen, er hat die Menschen in ihren Herzen erreicht. Und er hat uns ein „Lebensrezept“ hinterlassen, von ihm selbst in seinem langen und guten Leben erprobt. Ein Lebensrezept, das für alle nachvollziehbar ist und sich, wenn man es ernst nimmt, auch in unserer Zeit und in Zukunft bewähren wird.
Und es ist wie beim Hausbau: Das Fundament ist wichtig und es ist nicht immer einfach zu bauen, wenn der Grund nicht passt. Darum werden wir versuchen, uns nach dem Vorbild des Hausbaues auf gutem und festem Grund, unterstützt durch die Gedanken Kardinal Königs, hier in diesem Haus um ein gutes Miteinander für alle zu bemühen. Wie der Bau unseres Lebenshauses gelingen kann, das soll man hier – im Haus, aber auch in der benachbarten Taufkirche erfahren und einüben können. Das ist ein Minderheitenprogramm, das wissen wir. Aber wenn es gelingt, kann es Wunder bewirken!
Daher meine, unsere Bitte, heute: sagen Sie nicht gleich: was soll das bringen? Ein Mensch aus eurer Mitte, der sein ganzes langes Leben auf die Kraft, die ihm die Heimat geschenkt hat, vertraut hat, ist vielleicht den Versuch wert, hie und da eine Einladung in das Haus und die Kirche anzunehmen und sich eine kurze Auszeit vom Alltagsstress zu gönnen. Gemeinsam nachzudenken, miteinander zu reden, aufeinander zu hören, gemeinsam Wertschätzung einüben und vielleicht auch gemeinsam etwas zu essen und zu trinken.
Gebt uns eine Chance und arbeitet mit uns zusammen, damit wir gemeinsam den Weg weitergehen, entsprechend der Anregung Kardinal Königs, die vom Rabensteiner Kirchturm herunter weithin sichtbar zu lesen ist: Man muss nicht nur Christ heißen, sondern auch Christ sein! Als Christen sollen wir nicht nur reden, sondern wir müssen vom Reden ins Tun kommen. Die Menschen werden uns an unseren Taten messen und nicht nach unseren Worten! Und – ganz wichtig: Christentum braucht Gemeinschaft!
Annemarie Fenzl |
Fenzl zitierte abschließend ein Wort Kardinal Königs, welches auch auf einem Großtransparent am Rabensteiner Kirchturm zu lesen ist: "Man muss nicht nur Christ heißen, sondern auch Christ sein!" Als Christ, so die Wegbegleiterin des Kardinals, dürfe man nicht nur reden, man müsse vom Reden ins Tun kommen und werde von den anderen Menschen auch nicht an seinen Worten, sondern an den Taten gemessen.
Der Hauptteil des Gedenkraumes ist vier Flügel gegliedert:
- Lebensdaten von Kardinal Franz König
- Dialog mit den Religionen
- Zweites Vatikanisches Konzil sowie
- Gebet und Mediation
In einem zusätzlichen Raum ist das Arbeitszimmer des Kardinals originalgetreu aufgebaut. Zahlreiche persönliche Gegenstände aus dem Nachlass zeigen Facetten des Kirchenmannes, aber auch seiner Freizeitbeschäftigungen: Roter Talar, Stundenbuch, Rosenkranz, Augengläser, aber auch Wanderschuhe und Bergrucksack sind zu sehen. Auf den Stühlen von Königs Wohnzimmer kann man Platz nehmen, während man seiner Stimme über Kopfhörer lauscht.
Unter den Ehrengästen der Segnung des Kardinal Franz König-Gedenkraumes befand sich mit dem Großneffen Ferdinand König auch einer der letzten Blutsverwandten, des Kardinals. Weiters Bischofsvikar P. Patrick Schöder OSB, Ortspfarrer P. Leonhard Obex OSB sowie der frühere Kirchberger Pfarrer August Blazic, die Bürgermeister von Rabenstein und Kirchberg, Kurt Wittmann und Franz Singer sowie Judith Huber vom Kardinal König-Archiv und Gottfried Auer, der Obmann des Vereines "Kardinal König – Glaube und Heimat im Pielachtal", mit den Vereinsfunktionären und die Pfarrgemeinderäte der Gemeinden Rabenstein und Kirchberg.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde der Kardinal König-Gedenkraum im Rahmen des Dirndlkirtags am Samstag, den 24. und Sonntag, den 25. September vorgestellt.
Franz Josef Rupprecht