Kardinal-König-Kunstpreis 2017 an Kerstin von Gabain
Die Begegnung von Künstlerinnen und Künstlern mit der römisch-katholischen Kirche zu fördern, war auch ein Anliegen Kardinal Königs. In Erinnerung daran wird seit dem Jahr 2005, im Rahmen des Kardinal König Kunstfonds, in zweijährigem Rhythmus ein nach dem Kardinal benannter Kunstpreis verliehen.
Dieser Preis geht auf eine Initiative von Prälat Dr. Johannes Neuhardt zurück und wurde am 27. November 2004 mit dem Zweck, die Begegnung und den Dialog zwischen KünstlerInnen und römisch-katholischer Kirche zu fördern, durch den Erzbischof von Salzburg errichtet. Er ist mit 11.000 Euro dotiert und wird jeweils im Rahmen eines großen Festaktes, an eine Künstlerin/einen Künstler verliehen, dessen/deren Werk "eine für den zeitgenössischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Position" darstellt.
Mit der Vergabe des Kardinal-König-Kunstpreises will die Erzdiözese Salzburg außerdem ein weiteres wichtiges Instrument zur Förderung der künstlerischen Produktion etablieren. "Die Kirche muss in einer Zeit, in der sie nur mehr rudimentär als Auftraggeberin für Kunst auftritt, um so mehr zeigen, dass sie den Blick auf die autonom gewordene Kunst nicht aufgeben kann und will", meinte Erzbischof Alois Kothgasser zur Errichtung des Kardinal-König-Kunstfonds Bildungszentrum St. Virgil.
Mit dem Kardinal-König-Kunstpreis soll damit ausdrücklich an die Person Franz Königs erinnert werden, der eine ähnliche Initiative bereits 1980 durch die Gründung des Otto-Mauer-Fonds in Wien eine der wichtigsten Auszeichnungen für junge Kunstschaffende ermöglicht hat.
Über die diesjährige Kardinal König Kunstpreisträgerin, Kerstin von Gabain
Der diesjährige Kardinal-König-Kunstpreis der Erzdiözese Salzburg geht an die in Wien lebende Künstlerin Kerstin von Gabain. Die 1979 in Kalifornien geborene Künstlerin beeindruckte die Jury mit ihrer Auseinandersetzung zu fragilen Menschen in prekären Lebenssituationen. Gabain übersetzt Verletzung und Verlust in aus Wachs gestalteten Gliedmaßen, Kunststoff-Knochenteilen und Bildern mutierter Konsumgüter. In der Begründung heißt es: "Die Jury würdigt mit dem Werk von Kerstin von Gabain eine komplexe künstlerische Position, die von der Integrität und Bedrohtheit von Körpern, Menschen und Objekten handelt. Ihren Objekten und Fotografien verleiht die Künstlerin einen ambivalenten Charakter zwischen Verletztheit und Verführung, zwischen ansprechender Ästhetisierung und abgründiger Irritation.
Sie gestaltet Installationen und Ensembles, mit denen sie motivische Bezüge zur Kunst- und Wissenschaftsgeschichte freilegt. Wachsabgüsse und Gipsbandagen geben unter anderem Körperteile, Möbelstücke, Knochenquerschnitte wieder und lösen beim Betrachter Gefühle zwischen Unbehagen und Faszination aus. Mit ihren Artefakten bezieht sie sich neben medizinischen Präparaten und Designobjekten auch auf Konsumartikel, Reliquien und Votivgaben, um damit aktuelle gesellschaftspolitische und existenzielle Fragestellungen zu berühren. Ihre Vermenschlichung von Gegenständen verweist zugleich auf die pure Materialität und Hinfälligkeit alles Menschlichen und Organischen. Kerstin von Gabain deutet Bild-Traditionen radikal um; sie spielt auf den Objekt- und Fetischcharakter von musealen Exponaten ebenso an wie auf den manipulativen Charakter von Ausstellungen."
Kerstin von Gabain, die von 1998 bis 2003 an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte und vorwiegend mit Fotografie und Skulptur arbeitet, erhielt mehrere Reisestipendien, die sie unter anderem nach Tokyo, Beijing, Rom und Los Angeles führten. Ihre Arbeiten waren etwa in Wien im 21er Haus, in der Kunsthalle, der Secession und im Museum für Angewandte Kunst zu sehen. Hinzu kommen Gruppenausstellungen in deutschen, chinesischen sowie US-amerikanischen Galerien.
Der Mensch heute - ein fragiles Wesen
Ausschlaggebend für die Entscheidung war die aktuelle Thematik, der sich die Künstlerin in besonderer Weise widmet: Die Unversehrtheit der menschlichen Existenz ist nicht selbstverständlich; prekäre Lebenssituationen, Verletzung, Verlust werden von der Künstlerin in Form von wächsernen Gliedmaßen, Kunststoff-Knochenteilen, Bildern von mutierten Konsumgütern visualisiert. Zwischen zuckerlrosa Verführung und erschreckender Irritation changieren die skulpturhaften Objekte und gleichsam museal vorgeführten Versatzstücke aus Kerstin von Gabains plastischem Repertoire
Begründung der Jury
Die Jury würdigt mit dem Werk von Kerstin von Gabain eine komplexe künstlerische Position, die von der Integrität und Bedrohtheit von Körpern, Menschen und Objekten handelt. Ihren Objekten und Fotografien verleiht die Künstlerin einen ambivalenten Charakter zwischen Verletztheit und Verführung, zwischen ansprechender Ästhetisierung und abgründiger Irritation.
Sie gestaltet Installationen und Ensembles, mit denen sie motivische Bezüge zur Kunst-und Wissenschaftsgeschichte freilegt. Wachsabgüsse und Gipsbandagen geben u.a. Körperteile, Möbelstücke, Knochenquerschnitte wider und lösen beim Betrachter Gefühle zwischen Unbehagen und Faszination aus. Mit ihren Artefakten bezieht sie sich neben medizinischen Präparaten und Designobjekten auch auf Konsumartikel, Reliquien und Votivgaben, um damit aktuelle gesellschaftspolitische und existenzielle Fragestellungen zu berühren. Ihre Vermenschlichung von Gegenständen verweist zugleich auf die pure Materialität und Hinfälligkeit alles Menschlichen und Organischen. Kerstin von Gabain deutet Bild-Traditionen radikal um; sie spielt auf den Objekt- und Fetischcharakter von musealen Exponaten ebenso an wie auf den manipulativen Charakter von Ausstellungen.
Eine Ausstellung mit Werken aller 23 nominierten KünstlerInnen wird am 27. November 2017, dem Tag der Preisverleihung im Kunstraum St. Virgil in Salzburg eröffnet.