Kardinal Schönborn und Bundespräsident Fischer eröffneten "Kardinal König-Archiv"
Das "Kardinal König-Archiv" im Wiener Erzbischöflichen Palais ist am späten Donnerstagnachmittag von Kardinal Christoph Schönborn und Bundespräsident Heinz Fischer feierlich eröffnet worden. Das Archiv umfasst neben der Bibliothek des Kardinals rund 2.000 Archivschachteln der Jahre zwischen 1958 und dem Tod Kardinal Königs 2004 mit persönlichen Dokumenten, Fotos, Briefen aber auch zahlreichen Gegenständen.
Mit dem "Kardinal König-Archiv" werde an das Lebenswerk eines Mannes erinnert, der sein ganzes Leben auf Gott als Fels und Fundament gebaut hat, betonte Kardinal Schönborn. König sei stets ein aufrechter Zeuge für Jesus Christus gewesen. Dabei seien für den Wiener Alterzbischof niemals Worte, sondern stets das gelebte und tätige Beispiel entscheidend gewesen, so Schönborn.
Bundespräsident Heinz Fischer würdigte "das geistiges Erbe eines Mannes der Kirche, eines überzeugten Österreichers, eines bewussten Europäers und Weltbürgers". Der 2004 verstorbene Kardinal habe "Toleranz mit festen Grundsätzen zu verbinden gewusst", sagte Fischer. König habe es in den 1960er-Jahren, einer Zeit des gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs, sicher nicht einfach gehabt. Doch "er war ein Mann der Kirche, der mit beiden Beinen auf dem Boden der Wirklichkeit stand", so der Bundespräsident.
Kardinal König habe die Kirche stet als mitgestaltenden Faktor der Gesellschaft gesehen, sich dabei aber immer auch für eine Entflechtung von Kirche und Parteipolitik eingesetzt, führte Fischer weiter aus. Die Kirche müsse politisch handeln, dürfe aber nicht politisieren, sei das Motto Königs gewesen. "Mit einem solchen Anspruch konnte und kann auch derjenige leben, der in weltanschaulichen Dingen eine andere Position einnimmt, weil er spürt, dass hier jemand spricht, der nicht vereinnahmen will, sondern Gemeinsames sucht", sagte Fischer.
Das neue Archiv werde es künftig auch jungen Menschen ermöglichen, die den Kardinal nicht mehr persönlich kennenlernen konnten, die "lebendige gebliebene Kraft" von Königs Wirken zu spüren.
Laut Annemarie Fenzl, der Wiener Diözesanarchivarin und langjährigen Mitarbeiterin Königs, weisen die Archivbestände das "ungeheuer breite Spektrum" des Kardinals auf und zeigten deutlich "die Verbindungen in die ganze Welt", die König gepflegt habe. Die Exponate, zu denen neben Akten und Schriften auch zahlreiche Gegenstände von Reisen in andere Ländern zählen, zeugten davon, dass der Kardinal "immer den Dialog mit allen Menschen gesucht" habe. König habe stets Welt und Kirche mit einer unerschütterliche positiven Grundhaltung gesehen. Sie wünsche sich daher, dass in Gesellschaft und Kirche wieder stärker eine Gesprächskultur im Sinne Kardinal Königs gepflegt werde, so Fenzl.
An der feierlichen Eröffnung im Erzbischöflichen Palais nahmen u.a. auch der Präsident der "Kardinal König-Stiftung", Bischof Egon Kapellari, und der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Michael Staikos, teil.
Aufarbeitung geht weiter
Die archivarischer Aufarbeitung des Erbes des Kardinals ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Die Katalogisierung, Verschlagwortung und zum Teil notwendige Restaurierungs- und Digitalisierungsarbeiten wird laut Fenzl voraussichtlich noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Das Archiv befindet sich in Räumlichkeiten im Erzbischöflichen Palais in der Wiener Wollzeile, die zugleich Sitz der "Kardinal König-Stiftung" werden sollen. Das Archiv ist strukturell dem Wiener Diözesanarchiv angegliedert und wird nicht für die Allgemeinheit zugänglich sein. Es soll vorwiegend Forschungszwecken dienen, ist aber auch als Ort der Begegnung und des Gesprächs gedacht, wie Fenzl ausführte.
Auch ist eine Verknüpfung des Kardinal-König-Archivs mit der Website www.kardinalkoenig.at geplant, auf der neben den Lebensdaten auch ein ausführliches Werkverzeichnis und bekannte Texte zu gesellschaftspolitischen und theologischen Fragen des Kardinals verfügbar sind.
Quelle: Kathpress