Mariazeller Matinée 2000: Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten!
Freude und Zuversicht – und Bereitschaft, dem Herrn die Wege zu bereiten
In diesem festlichen Kreise schlage ich, Ihrer Einladung entsprechend, den liturgischen Kalender der Kirche vom heutigen, dritten Adventsonntag, auf – es ist der Sonntag Gaudete, der Sonntag der Freude. In der für heute gewählten Lesung heißt es: "Freuet euch im Herrn zu jeder Zeit. Und noch einmal sage ich euch: Freuet euch!" Diese Sätze schrieb der Völkerapostel Paulus an die Gemeinde zu Philippi, heute im östlichen Mazedonien gelegen und damals die erste Christengemeinde auf europäischem Boden.
Es war der Widerschein jener Freude, die Paulus erlebte, als er vom Gegner der Christen in die Gefolgschaft des Auferstandenen geführt wurde durch das von ihm geschilderte Damaskus-Erlebnis. Damit wird er Verkünder und Wegbereiter des Herrn im Advent der Weltgeschichte. Die Propheten des Alten Bundes, bis hin zu Johannes, waren ihm als Wegbereiter des Messias bereits vorangegangen.
Der Grazer Priester und Theologieprofessor Philipp Harnoncourt, ein Bruder des bekannten Dirigenten Nikolaus Harnoncourt, hat dieser Tage ein kleines Buch veröffentlicht zu den liturgischen Themen des Kirchenjahres. Zu den Texten des heutigen Sonntags Gaudete, die von Johannes dem Täufer als Wegbereiter des Herrn erzählen, bringt er folgende schöne Erläuterung - ich darf einige Passagen wiedergeben:
"Wenn in der Antike ein Herrscher einen Ort seines Reiches besucht hat, dann musste die Straße, auf der er in den Ort einziehen wollte, vollständig erneuert werden. Der Weg für den ankommenden König musste vor allem eben und frei von Hindernissen sein. Johannes der Täufer hat in seiner Predigt am Jordan genau das verlangt: "Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder Berg und Hügel soll sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden; was uneben ist, muss zum ebenen Weg werden!"
Jeder, der Johannes damals gehört hat, konnte diesen Appell richtig deuten: Ein König kommt! Vielleicht der Messias-König.
Johannes hat viel verlangt: "Kehrt um und tut Buße. Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen." – Und trotz dieser harten Forderungen kamen die Leute in großen Scharen zu Johannes, und sie bekannten ihm ihre Sünden. Zum Zeichen, dass sie in ihrem Leben einen Neuanfang setzen wollten, ließen sie sich von ihm im Jordan taufen.
In einem Land, wo kein Tag vergeht, an dem nicht vom Straßenbau geredet oder geschrieben wird, wo jedes Kind schon die Ungetüme von Baumaschinen gesehen hat, mit denen Straßen eben angelegt werden, ... hier verstehen alle das Gleichnis vom Wegbereiten.
Wer aber kehrt um? Wer fängt ein neues und richtigeres Leben tatsächlich an? Oder meinen wir etwa, weil wir ja nicht mehr Juden, sondern Christen sind, ist das Gericht Gottes schon an uns vorübergegangen?" – Soweit Philipp Harnoncourt.
Dem Herrn den Weg zu bereiten in dieser Welt, das gilt auch für uns. Aber es genügt nicht, nur dem Herrn den Weg zu bereiten. Gerade Jesus Christus sagt uns immer wieder, dass – ihm den Weg zu bereiten, – bedeutet, dem Anderen, dem Nächsten, wer immer es ist, eine helfende Hand zu reichen, damit dieser sich in der Verworrenheit unserer Zeit zurechtfinden kann. Dem Anderen, dem Nächsten, zu helfen, eine gültige Antwort zu finden auf letzte Fragen.
Im Widerschein der weihnachtlichen Tage kommt die Antwort auf alle Fragen aus der Krippe von Bethlehem. Es ist eine Botschaft der Freude.
Jesaja 52, 7-10: Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten
Und von derselben Freude spricht ungefähr 700 Jahre davor Jesaias, der große Prophet des alten Israel, wenn er auf das Ereignis von Bethlehem hin, auf den kommenden Messias als Nachkomme Davids hinweist:
"Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist König.
Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt.
Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems, denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.
Der Herr macht seinen heiligen Arm frei vor den Augen der Völker, alle Enden der Erde sehen das Heil unseres Volkes"
Etwas von dieser Freude und Zuversicht und der Bereitschaft, dem Herrn die Wege zu bereiten, wünsche auch ich Ihnen und Ihren Familien vom Herzen an diesem dritten Adventsonntag!